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Sie wollte sich nützlich machen

Ein Unfall ganz in unserer Nähe! Oder: der Tag an dem alles anders wurde!

An solche Bilder haben wir uns fast schon gewöhnt! Meist ohne nachzudenken, betrachten wir fast jeden Tag Berichte von Unfallereignissen, wenn wir unsere Zeitungen aufschlagen.
Für uns hatte dieses zunächst "anonyme" Bild in unserer Tageszeitung im Jahr 1993 im Nachhinein ein Gesicht bekommen, das Gesicht einer Bewohnerin.


Sie war damals 44 und lebte danach zwanzig Jahren bei uns im Haus. Sie war eine gut ausgebildete Medizinisch Technische Assistentin (MTA) mit etlichen Zusatzqualifikationen sowie jahrelanger Erfahrung und Kompetenz in ihrem Beruf. Den übte sie bis zu ihrem Unfall in einem großen Klinikum in Bayern aus.

Sie hatte im Sinn, nach Afrika zu gehen und wollte dort Menschen mit ihrem Können zu einem besseren Leben verhelfen.

An jenem Montagmorgen, als es geschah, machte sie sich - wie auch schon in den vergangenen Wochen vorher - auf dem Weg von Zuhause zur Tropenklinik nach Tübingen. Sie nahm an einer umfassenden Fortbildung teil, um sich eingehend auf ihr zukünftiges Aufgabengebiet vorzubereiten. Auf dem Weg dort hin wurde sie von einem unaufmerksamen Fahrer mit seinem schweren LKW übersehen und frontal über den Haufen gefahren. Sie hatte keine Chance! Ihr Traum ist geplatzt!

Seither konnte sie ihren Beruf nie wieder ausüben! Sie musste mit schwersten Behinderungen leben und blieb Zeit ihres Lebens auf umfassende Pflege und Begleitung angewiesen!

Sie wollte sich nützlich machen. Anderen helfen und so ihrem Leben Sinn geben! - In der Betrachtung vieler Menschen machte ihr Leben nach dem Unfall keinen Sinn mehr. Aber ist das überhaupt eine Denkweise, mit der Menschen und ihr Dasein betrachtet werden kann? Wir sprechen zu recht von der unbestreitbaren Würde des Menschen, die sich auch gerade darin entfaltet, wie wir in solchen Lebenssituationen miteinander umgehen. Jedes Leben verdient Achtbarkeit und Respekt.

Jedenfalls war sie nach dem Unfall über 20 Jahre bei uns zuhause! Sie war geachtet und Teil unserer Gemeinschaft. In ihr hatte sie ihren festen Platz. In der andere mit ihr verlässlich umgegangen sind und zu einem besseren Leben verholfen haben. So, wie sie es einst für andere tun wollte. - Mit allen unseren Bewohnerinnen und Bewohnern wollen wir es ebenso halten!